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Anna Bahrjana Rezension zu Wjatscheslav Huks Roman „Galateas Garten“
[ ] 19.05.2010, 15:22

Anna Bahrjana

 Rezension zu Wjatscheslav Huks Roman „Galateas Garten" 

 

Der auf der Krim geborene Wjatscheslav  Huk ist Mitglied des nationalen Schriftstellerbundes  der Ukraine. Er hat es bereits geschafft, sich in der aktuellen ukrainischen Literatur mit fünf originellen und philosophisch-tiefgründigen Gedichtsbänden zu behaupten.

Vor drei Jahren widmete Wjatscheslav sich der Prosa. Für seinen historisch-psychologischen Roman „Syndrom der Kindheitserinnerungen" über den sowjetisch-finnischen Krieg im Jahre 1940 erhielt er 2007 den Förderpreis des Präsidenten der Ukraine.

Sein zweiter Roman heißt „Galateas Garten". Ich kann sofort sagen, dass es sich um reife europäische Prosa handelt, „akademische" sozusagen. Prosa für einen anspruchsvollen und intellektuellen Leser. Um Prosa, die auf der Ebene des Kultusministeriums der Ukraine anerkannt ist. Der Roman ist in einem auserlesenen Ukrainisch geschrieben. Er enthält fein gestaltete psychologische Portraits der Charaktere und folgt einem interessanten kompositionellen Aufbau. (Das Verhör des 90-jährigen Assar Jansson, der ein Altersheim niedergebrannt hat, wechselt ab mit Schilderungen seiner Erinnerungen, Gedankengängen und unverwiklichten Träumen). Das Geschehen findet in Lettland der Nachkriegszeit bei der Stadt Piltene statt, vor dem Hintergrund bestimmter politisch-historischer Umstände, die im Roman aber nur eine untergeordnete Rolle für die Darstellung der menschlichen Schicksale (die von Assar, Marta, Pastor Ansis, Helena, Schwester Irma, Dr. Uldis) und für die tiefen und komplizierten Innenleben der Charaktere spielen. Das Werk berührt das Thema des vergangenen Zweiten Weltkrieges; hier lehnt sich der Schriftsteller an Remarque an. Dabei versucht der  Autor jedoch eine Entfaltung des Problems, welches einer modernen Sichtweise folgt, indem er das menschliche Leiden mit der pessimistischen Philosophie des Friedrich Nietzsche und des Arthur Schopenhauer verbindet. Außerdem beeindruckt der Roman durch seine kinematographische Darstellung, die vom Leser auch registriert wird. Auf diese Weise nähert sich der Schriftsteller seinem schwedischen Lieblingsregisseur Ingmar Bergman an. Die Prosa von Huk ist, insgesamt betrachtet, nicht typisch für die ukrainische Literatur, sie folgt eher der literarischen Traditionen Schwedens, Norwegens und des Baltikums, und ist somit geeignet für die Übersetzung in andere Sprachen. Es geht um Themen, die stets aktuell bleiben, und zwar ungeachtet territorialer sowie zeitlicher Grenzen, denn an erster Stelle steht in Huks Werken der Mensch mit seinem uneindeutigen und wirren Seelenlabyrinth, mit seiner Einsamkeit, seinem Schmerz, seinen Hoffnungen und Geheimnissen. Man hofft, dass der Schriftsteller von seinem Weg nicht abweichen wird, vom Weg der modernen intellektuellen ukrainischen Prosa. Dieser Weg ist sehr dornig und nicht jeder ist dafür bestimmt, ihn würdevoll zu beschreiten. Der Autor selbst hat bei der Präsentation des Romans bemerkt, dass er ihn als die ukrainische Antwort auf den Roman „Die Geschichte der Liebe" der amerikanischen Schriftstellerin Nicole Krauss geschrieben hat. Symbolisch ist, dass Frau Krauss und Herr Huk im gleichen Jahr geboren sind. Der einzige Nachteil des Werkes ist seine Inertheit, wenn man es doch etwas rasanter, dynamischer und beweglicher gestalten könnte, würde es ihm nur gut tun. Für mich persönlich – und nicht nur für mich! – wurde dieses Werk zu einer originellen Entdeckung. Die Zeit, und nur die Zeit, wird mir vermutlich Recht geben, wenn ich sage, dass es das beste ukrainischsprachige Prosawerk des Jahres 2008 gewesen ist. Ich bin überzeugt, dass der Roman von W. Huk „Galateas Garten" ein Bestseller werden kann, und das nicht nur in der ukrainischen, sondern auch in der Weltliteratur.  

Anna Bahrjana, Vorsitzende des nationalen Vereins ukrainischer Schriftsteller, Schriftstellerin, Preisträgerin der internationalen ukrainisch-deutschen Prämie des O. Hontschar, Preisträgerin der literarischen Wettbewerbe „Smoloskyp" und „Koronacija slova". 

Kyiw 

     

Категорія: My files | Додав: guk-ukr-lit
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